Graffiti-Künstler Pablo Fontagnier – alias Hombre SUK – zu Gast im RUN Podcast
Zu viel Fernsehen und Comics führten in seinem Fall nicht zu rechteckigen Augen oder machten ihn zum Stubenhocker. Sie waren die Basis für seine Graffitis und gaben ihm seine Inspiration. Hombre SUK spricht mit im RUN Podcast uns über die Anfänge seiner Leidenschaft und den Lifestyle, der ihn bis heute charakterlich prägt.
Arbeitslose Dealer, Dönerpreise und Geldprobleme
Die Schlagzeilen werden aktuell von einer wilden Kombi an Themen beherrscht. Nach den Benzinpreisen bereiten den Deutschen steigende Dönerpreise Magenschmerzen. Fat Comedy, der Oliver Pocher vor einigen Wochen eine öffentliche Ohrfeige verpasst hat, klagt über Geldsorgen und Justizminister Marco Buschmann verfolgt ein Ziel: „Wir wollen Dealer arbeitslos machen“. Wird es den ersten legalen Joint vielleicht schon nächstes Jahr zu kaufen geben? „In Bayern sicherlich nicht“, schmunzelt Pablo.
Futter für die Seele und das Ego
Heute ist er ein erfolgreicher Graffiti-Künstler/Illustrator. Seine Kunstwerke zieren Fassaden, Wände und ganze Gebäude. Angefangen hat alles Mitte der 90er, aus „Mangel an Alternativen“. Andere drücken ihre Kreativität mit dem Pinsel oder Stift aus, Hombre SUK hat damals schon zur Dose gegriffen und tut es noch heute. Für Hombre SUK stand fest, dass er nach dem Schulabschluss etwas Kreatives machen wollte. Damit er nicht „obdachlos im Schuhkarton“ endet, hat er sich für den Studiengang Grafikdesign am Berufskolleg entschieden und es bis heute nicht bereut. Auch wenn es einige Jahre gedauert hat: Heute verdient er mit Graffitis und digitalen Designs seinen Unterhalt. Was er an der Dose so liebt? „Kunstwerke zu schaffen, die 30-40 Meter hoch sind ist anders als im DinA4 Format. Es nährt Ego und Seele gleichermaßen“.
Erste Gehversuche und der Weg zum Erfolg: „Who could be you but you?“
Die Anfänge waren klassisch geprägt von großen Buchstaben, nächtlichen Aktionen unter Brücken und schlechtem Licht. Nach wie vor hat auch dieser Teil der Szene seine Relevanz. Ende der 90er hatte Hombre seine ersten kleinen Jobs. Damals waren zwei Motive super angesagt: Dschungel oder Unterwasserwelten. „Dschungel sprühen, bis die Arme bluten“. Für seine Graffitis gab es Equipment und Pizza oder kleines Geld. Im Berufskolleg hatte er die Möglichkeit die Hintergründe zu Dingen zu lernen, die er vielleicht intuitiv bereits umgesetzt hat. Einige Jahre Erfahrung, die Entwicklung eines eigenen Stils und zahlreiche Dschungel und Unterwasserwelten später, hat Pablo Fontagnier eine Community von 122K auf Instagram und arbeitet für große Kunden wie SNIPES. Das Erfolgsgeheimnis? Ein langer Atem, Durchhaltevermögen und die Treue zum eigenen Style. Einzigartigkeit ist der Schlüssel zum Erfolg. Quasi eine Superpower für jeden Künstler.
Inspiration vs. Reizüberflutung
Es gibt zahlreiche Techniken, die Künstler in eine kreative Grundstimmung versetzen können. Kopfhörer auf, Musik oder Hörbuch an. Das ist ein Weg, wie Hombre sich auf Entwürfe und Skizzen seiner Kunstwerke fokussieren kann. Was außerdem extrem hilfreich ist? Zeitdruck. Hombre bezeichnet sich selbst als „last minute Diamantenschnitzer“. An Inspiration mangelt es aber eigentlich nie. Mit dem Internet muss man eher aufpassen, dass man sich von der Reizüberflutung nicht blockieren lässt. Rausgehen und sich von echten Menschen und deren Styles inspirieren lassen. Das wirkt immer Wunder. Hombres Charakters sind außerdem von seinem Umfeld und seiner Lebenssituation geprägt. Sind andere Künstler Inspirationsquellen? Klar! Solange die Inspiration zu etwas Eigenem führt! Nur wer sich ständig weiterentwickelt und Neues probiert kann auch seine Graffitis und Kunst auf ein nächstes Level bringen. Wer stehenbleibt, macht in Wahrheit einen Rückschritt.
Ein Stück Seele im Graffiti
„Visuell kann man heute jedes Graffiti ohne Probleme reproduzieren“, sagt Hombre SUK. Der technische Fortschritt macht es möglich. Was dabei fehlt, ist das Gefühl. Ein rohes, schnell gesprühtes Graffiti mit Seele und Charakter kann schöner sein als ein technisch perfekt umgesetztes. Dabei ist makellose Technik nicht mit Qualität gleichzusetzen. Wer Teil der Kultur ist, versteht zwar, dass Außenstehende realistische und perfekte Portraits schöner finden, der Charakter von Straßenkunst bleibt allerdings meist unerreicht. Es fühlt sich einfach anders an.
Egal ob digital oder analog – Pablo Fontagnier niemals ohne Graffiti
Man muss nicht jeden Trend mitmachen, aber sich vor digitalem Fortschritt zu verschließen ist keine Option. Während des Studiums hat Hombre Tools und Programme kennengelernt, deren Möglichkeiten ihn begeistert haben. Daher hat er sehr früh eine Symbiose aus klassischen Graffitis und digitalen Zeichnungen übernommen. Gerade während der Pandemie hat man gesehen, dass diejenigen überleben, die sich den Gegebenheiten anpassen und aus ihrer Bubble rauskommen. Hombre hatte schon Bock auf digitale Kunst, bevor der Bedarf da war. Das hat ihm die Möglichkeit gegeben mit seinen Graffitis in die heutige Zeit reinzuwachsen. Graffiti ist ein Lifestyle. Kultur, Klamotten, Musik, Sprache- all das ist aus Hombres Leben nicht wegzudenken. Was wäre, wenn er irgendwann selbst nichtmehr zur Dose greifen könnte? Dann gäbe es andere Möglichkeiten die Begeisterung für Graffitis weiterzugeben. Arbeit als Dozent, Workshops, Bücher schreiben- immer kreativ bleiben.
Jetzt die neue Folge RUN Podcast mit Hombre SUK streamen
Wie hat sich die öffentliche Wahrnehmung von Graffitis gewandelt? Was verdient man eigentlich als Graffiti-Künstler? Wie sieht es aktuell mit dem Hype um Graffitis aus und bis zu welchem Punkt ist es okay, sich von anderen Künstlern inspirieren zu lassen? Ihr wollt die Antworten? Hombre gibt sie euch – in der neuen Folge des RUN Podcasts.