Höhere Geldbußen für Donald Duck und Darth Vader: In der Kabinettssitzung am 1. Oktober beschloss der Ministerrat, das Bußgeld für falsche Kontaktdaten in der Gastronomie auf 250 € zu erhöhen. Auch in der Metropolregion Nürnberg stehen Restaurantbetreiber und Co. immer wieder vor dem Problem, potenzielle Kontaktpersonen nicht benachrichtigen zu können, weil deren Angaben nicht stimmen. Um dem Ganzen auf den Grund zu gehen, haben wir 100 anonyme Menschen im Alter von 25 bis 35 Jahren gefragt, welcher ihrer Meinung nach der ausschlaggebende Grund dafür ist, dass Menschen falsche Namen auf Gästelisten schreiben. In diesem Artikel stellen wir euch die häufigsten Antworten vor:
1. Man macht sich einen Spaß daraus (14 %)
2698 Menschen sind in Bayern bereits laut dem Bayrischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit am Corona-Virus gestorben (Stand 16.10.2020, 8:00 Uhr). Dass es uns allen deshalb ein Anliegen sein sollte, die erneute Verbreitung des Virus zu verhindern – wie zum Beispiel durch die Angabe korrekter Kontaktdaten beim Restaurantbesuch – sollte klar sein. Nichtsdestotrotz scheinen sich weiterhin viele Menschen in der Metropolregion an dem Gedanken zu amüsieren, sich unter dem Namen des Lieblingssuperhelden in die Gästeliste einzutragen. Wer also aus Spaß einen falschen Namen angibt, sollte also nochmal darüber nachdenken, denn: Häufen sich die Fälle einer fehlgeschlagenen Rückverfolgung, wird es weitere und schärfere Auflagen für Gastronomiebetriebe geben. Unser Tipp: Lieber korrekte Daten hinterlassen und dafür weiterhin euer Lieblingsessen vor Ort genießen.
2. Man möchte nicht kontaktiert werden, um die Quarantäne zu umgehen (22 %)
Wir verstehen, dass der Gedanke, 14 Tage zuhause in Isolation zu verbringen, kein schöner ist. Hinzu kommet noch der Stress mit dem Arbeitgeber, der natürlich alles Andere als Verständnis für die Situation zeigt. Doch im Vergleich zum Risiko, Freunde, Familie und Kollegen anzustecken, ist die Quarantäne eindeutig das kleinere Übel. Insbesondere, wenn man Studien zur Wirkung der Quarantäne betrachtet: Sie ist eine der wirksamsten Maßnahmen, um die Ausbreitung der Corona-Pandemie zu verlangsamen. Schätzungen schwanken zwischen 44 und 96 Prozent möglicher Verringerung. Die Quarantäne mag im ersten Moment also unangenehm klingen, ist aber im Infektionsfall unheimlich wichtig, um euch und euer Umfeld zu schützen – und zwar nicht nur fremde Personen, sondern zum Beispiel auch eure Eltern oder Großeltern. Und sie geht dank Netflix und co. auch ganz schnell vorbei, versprochen.
3. Angst vor datenschutzrechtlichem Missbrauch der persönlichen Daten (29 %)
Ein Thema, das seit Jahren beschäftigt: Datenschutz. Vor allem für uns Deutsche, die wir einerseits ohne jegliche Hintergedanken sämtliche persönliche Informationen in unseren Facebook-Profilen preisgeben und zeitgleich doch so sensibel auf Verstöße reagieren, ist das Thema Datenschutz nicht immer ganz greifbar. Zuletzt hat die Corona-App der Bundesregierung seit ihrer Veröffentlichung für hitzige Diskussionen gesorgt, da viele Personen nicht darauf vertrauen, dass ihre Daten tatsächlich nur anonymisiert verwendet werden. Natürlich ist auch die Gastronomie dazu verpflichtet, sich beim Aufnehmen der Kontaktdaten und deren Nutzung an die bestehenden DSGVO-Regeln zu halten. Tatsächlich gingen bei den Datenschutzbehörden jedoch immer wieder Beschwerden über Verstöße gegen diese Richtlinien ein. Zum Beispiel, weil die Datenlisten öffentlich zugänglich im Eingangsbereich von Restaurants auslagen. Sollten die Betriebe hier nicht nachbessern, können sehr hohe Bußgelder auf sie zukommen – es ist also im eigenen Interesse der Restaurants, die Datenerfassung datenschutzrechtlich korrekt durchzuführen. Falls ihr also bemerkt, dass die Gaststätte oder das Restaurant, in dem ihr euch befindet, die Daten nicht gemäß Vorgaben erfasst, macht sie ruhig darauf aufmerksam. Sollte das nicht helfen, reicht ggf. eine Beschwerde ein. Wenn Du Dich also wirklich um Deine personenbezogenen Daten sorgst, dann sollte die Gästeliste im Restaurant zur Corona-Rückverfolgung nicht deine größte Sorge sein.
4. Zweifel an der erfolgreichen Rückverfolgung (35 %)
Ähnlich wie bei der Corona Warn-App häufen sich auch bei den Corona-Rückverfolgungslisten die Zweifler und Gegner. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie werden wir auf sämtlichen Kanälen fast rund um die Uhr mit Zahlen, Ratschlägen und (Falsch-)Informationen rund um das Virus bombardiert. Da kann es durchaus auch mal schwierig werden den guten Willen und das Vertrauen an die Maßnahmen aufrecht zu erhalten. Die Rückverfolgung im Infektionsfall kann nur dann klappen, wenn die Angaben auf den Listen der Richtigkeit entsprechen. Falsche Angaben zu machen, weil andere falsche Angaben machen und deswegen nicht an die Funktionsweise der Maßnahme glauben, ist ein Widerspruch in sich.
Kontaktdaten lieber digital als analog erfassen?
Frederick Richter, Vorstand der Stiftung Datenschutz, erklärte bereits im Juli während eines Interviews mit Bayern 2, dass elektronischen Lösungen zur Datenerfassung sowohl datensparsamer als auch privatsphärenschonender sein können. Allerdings müsse dabei dringend beachtet werden, dass die Daten in einem geschützten IT-System liegen, das vor Hackern geschützt ist und die DSGVO erfüllt.
Seit Beginn der Corona-Krise gründen sich unzählige Start-Ups, die Apps und Verfahren zur digitalen Erfassung von Kontaktdaten mit Mehrwert für Gastronomen und Gäste anbieten.
Dazu gehört unter anderem auch corona-anmeldung.de, ein kostenloses Registrierungssystem, das von drei Nürnberger Programmierern entwickelt wurde. In Herzogenaurach arbeitet ein brandneues Start-Up rund um Gründer Nur Al-Qaddo an einer ähnlichen Lösung: Die Idee zu ihrem Produkt zur digitalen Registrierung, ID2Go, sei spontan nach den ersten misslungenen Rückverfolgungen nach Parties in Nürnberg entstanden. Um auch den nicht ganz so digital affinen Gastronomen die Erfassung der Daten so einfach wie möglich zu gestalten, stellt das Herzogenauracher Start-Up Kunden das nötige Front- und Backend zur Verfügung, um Kontaktdaten via QR-Code digital zu erfassen – so können die Betreiber im Falle einer Infizierung die Daten in Sekundenschnelle an die Behörden weitergeben. Sobald sich die Situation um den Corona-Virus wieder beruhigt habe, könne sich das Start-up vorstellen, diese Vorgehensweise auch für digitales Bestellen und Bezahlen in der Gastronomie zu nutzen.
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